Die Site “Shamrock.ch” war bis April 2005 zweigeteilt. Der eine Teil enthielt die persönliche und geschäftliche Homepage meiner Frau, der andere, weit umfangreichere, Teil diente mir als Plattform für die politischen und photographischen
Projekte, die jetzt auf “Xanascout.org” zugänglich sind.
Im nachstehenden Text versuche ich darzulegen, weshalb meine Frau Mary und ich eine gemeinsame Homepage wollten.
Im Rückblick ist zu sagen, dass dieser didaktische Ansatz von den Site-Besuchern nicht adäquat rezipiert wurde. Die exemplarisch tolerante Ehefrau, die ich verherrlichen wollte, wurde in erster Linie als bedauernswertes “Opfer” eines hedonistischen
Wüstlings wahrgenommen!
Das ist natürlich Unsinn. Mary ist die stärkste Frau, die ich kenne. Ihre Toleranz beruht auf Liebe, nicht auf Schwäche.
Physiotherapie Shamrock / Sheriffiana
Weshalb gibt es die Site “Shamrock.ch”? Weshalb nehme ich dafür Hausdurchsuchungen und Gerichtsverfahren in Kauf? Weshalb verteidigt meine Frau diese Homepage? Weshalb lässt sie sich lieber aus dem Physiotherapie-Verband herauswerfen, als sich davon zu
distanzieren?
Die Antwort ist einfach: Wir glauben an den Sinn und Nutzen unseres gemeinsamen Webauftritts.
Wir glauben, dass unser Kampf gegen Puritanismus und Bevormundung, gegen falsche Gesetze und ideologische Scheuklappen, gegen Feminismus und Männerfeindlichkeit nötig ist. Wir glauben, dass Rede- und Gedankenfreiheit zu den wichtigsten Rechtsgütern einer Gesellschaft
zählen. Wir glauben, dass jede Form von Zensur einer Gesellschaft zur Schande gereicht.
Und wir sind uns bewusst, dass in einem Unrechtsstaat jede Anklage, jede Verurteilung, jede Ächtung eine Ehre ist.
Die Opfer ideologisierter Justizsysteme sind die Helden der nachfolgenden Epochen, ob sie nun Stauffenberg oder Mandela heissen, Havel oder Solschenizyn, Wilde oder Reich, Sokrates oder Galilei. Oder – Jesus.
Einigen Eingesperrten, Malträtierten, Stigmatisierten, Unverstandenen, Ausgegrenzten wird, wenn sie Glück haben, postum irgendwann eine hübsche Medaille verliehen. Damit macht man sie natürlich nicht wieder lebendig, aber man beschwichtigt sein Gewissen.
Andere – die grosse Mehrheit – bleiben namenlos. Die “Hexen” des europäischen Mittelalters, die Deserteure der deutschen Angriffskriege, die Opfer der Nürnberger “Rassenschande”-Gesetze, die “Republikflüchtlinge” der
glorreichen DDR – die millionenfachen Exzesse paragraphenhöriger Staatsdiener sind heute schon fast wieder vergessen.
“Im Westen [...] ist nicht ein einziger Richter wegen seiner NS-Vergangenheit vor Gericht gestellt und verurteilt worden” (NZZ Nr. 19/2002, S. 63) – dieses Zitat stelle ich an den Anfang meiner “Transient Thoughts”. Die Justiz aller Zeiten will vor allem
eines: sich selbst schützen. Deshalb ist es so schwierig, zu seinem Recht zu kommen, auch wenn man im Recht ist.
Und deshalb ist meine Meinung über die Justiz meines Landes auf einem Tiefpunkt angelangt.
Es ist mir mittlerweile schon fast egal, was mir vorgeworfen wird. Schon nur die Tatsache, dass jeder Denunziant anonym bleiben darf, während ich (als unbescholtener und vorstrafenfreier Bürger) mich des langen und breiten rechtfertigen muss – aber natürlich nie
erfahre, wer mich denunziert hat –, ist ein Skandal.
Vor einigen Jahren gefiel es einem “Aktenzeichen XY”-Zuschauer, mich als mutmasslichen Täter eines Sexualdelikts anzuzeigen. Von seinem Sofa aus, mit seinem Prepay-Handy.
Dies bescherte mir ein paar produktive Stunden auf der örtlichen Polizeiwache. Ein hieb- und stichfestes Alibi für den betreffenden, sechs oder sieben Jahre zurückliegenden Nachmittag konnte ich nicht vorweisen.
Also war ich ein “Verdächtiger”.
Jemand wollte es so, also war ich es.
Heute ist alles noch einfacher, dank Internet. Jemand sieht eine Vagina. Vielleicht sogar eine unbehaarte. Im Staatsfeminismus ist eine Vagina der Inbegriff des Verbotenen.
Frauen und Mädchen sind offiziell zu bedrohten Arten erklärt worden. Ihr Schutz ist eine vordringliche Staatsangelegenheit. Ergo greift dieser Jemand, nach reiflicher Überlegung, zum Telephon. Weil er ein “verantwortungsvoller” Staatsbürger ist.
Und dann bekomme ich Besuch. Ich liege vielleicht gerade in der Badewanne oder im Bett, ich habe vielleicht gerade Sex mit meiner Freundin – aber darauf kann mein Land natürlich keine Rücksicht nehmen.
Schliesslich geht es um ein Schwerverbrechen: um Pornographie.
Andererseits machen Hausdurchsuchungen ja bekanntlich auch Spass. Gerade als älterer, von Vereinsamung gezeichneter Mensch freut man sich riesig über jeden menschlichen Kontakt.
Auch die Diskussionen, die sich in diesem Zusammenhang ergeben, sind sehr anregend; es geht um Fragen, die man getrost als existentiell bezeichnen kann. Zum Beispiel: Ist eine Vagina schmutzig? Oder das Mädchen als solches? Oder die Phantasie des Betrachters?
Pornographie heisst wörtlich “Huren beschreiben”. Ein pornographisches Bild zeigt deshalb mit Sicherheit eine “Hure”. Daraus folgt, dass die Bilder, die ich auf der “Magic Moments”-Seite präsentiere, allesamt Huren in Aktion zeigen, weibliche
und männliche, junge und alte. Einige besonders verworfene Exemplare dieser Gattung lächeln zudem schamlos in die Kamera.
Also bin ich ein Porno-Produzent.
Wie kommt es nur, dass ich mich überhaupt nicht schäme? Ich schäme mich für mein Land, für die Gesetze meines Landes, für das Justizsystem meines Landes – aber ich schäme mich nicht im Geringsten dafür, dass ich mich für Ehrlichkeit in
der Geschlechterbeziehung, für Freiheit, Selbstverantwortung und Toleranz zwischen den Geschlechtern und Generationen einsetze.
Vielleicht bin ich wirklich nicht ganz normal.
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