Das Ende des “klassischen” Krieges
Warlords, Terrornetzwerke und die Zukunft kriegerischerGewalt
Von Herfried Münkler (NZZ Nr. 213/2002, S. 73)

Von den nach 1945 weltweit geführten Kriegen waren allenfalls ein Drittel zwischenstaatliche Kriege im herkömmlichen Sinn. Bei den restlichen zwei Dritteln handelt es sich um innergesellschaftliche und transnationale Kriege, in denen lokale Milizen, international rekrutierte Guerillagruppen, weltweit agierende Terrornetzwerke sowie regionale Warlords gegeneinander Krieg führten.
Davon, dass die Staaten die legitimen wie faktischen Monopolisten des Krieges sind, wie dies in Europa von der Mitte des 17. bis ins 20. Jahrhundert der Fall war, kann keine Rede mehr sein. Der Krieg hat sich seiner Fesselungen an die Staatlichkeit, die ihm völkerrechtlich mit dem Westfälischen Frieden angelegt worden sind, entledigt, er hat sich entstaatlicht, um nicht zu sagen privatisiert. Der einstige Kriegsmonopolist Staat konkurriert mit parastaatlichen und privaten Akteuren, mit Warlords, Söldnern und netzförmig miteinander verbundenen Terrorgruppen, die untereinander, aber auch gegen Staaten Kriege führen.
Die neuen Kriege sind asymmetrische Kriege, also Kriege, in denen die Chancen, zu töten und getötet zu werden, nicht (tendenziell) gleich verteilt sind. Genau dies hat das Wesen der klassischen Duell- beziehungsweise Turnierkonstellationen ausgemacht, auf denen die europäische Vorstellung des Soldaten und seines spezifischen Ethos begründet war und eigentlich noch immer ist. Die klassische Duell- oder Turniersituation ist abgelöst worden durch eine ganze Palette von Formen einseitiger Gewaltanwendung. Das äussert sich etwa darin, dass systematische Massenvergewaltigungen zu einem Bestandteil der Kriegführung geworden sind, dass Zivilflugzeuge in Raketen und Hochhäuser in Schlachthäuser verwandelt werden.
An die Stelle der Schlacht als Kulminationspunkt des klassischen Krieges ist das Massaker getreten, also eine Situation, in der die eine Seite tötet und die andere getötet wird, ohne die Möglichkeit zu haben, sich effektiv zur Wehr zu setzen. Die Ritterlichkeit, das habitualisierte Ethos der symmetrischen Kriegführung, das die Kriegsgeschichte zumindest als regulative Idee begleitet und gelegentlich sogar geprägt hat, ist mit dem Ende der zwischenstaatlichen Kriege definitiv aus dem Kanon der Regulierung kriegerischer Gewalt verschwunden.

CONDOTTIERI, ALTE UND NEUE
Wie und wodurch ist der Krieg wieder zu einem offenbar lukrativen Geschäft geworden? Krieg zu führen ist nicht immer ein Zuschussbetrieb gewesen, sondern die privatwirtschaftlich organisierte Bereitstellung kriegerischer Arbeitskraft hat in der europäischen Geschichte unter bestimmten Umständen Gewinne abgeworfen. Sonst wäre das Auftreten der italienischen Condottieri oder der Schweizer Reisläufer oder der deutschen Landsknechte nicht zu erklären. Der Krieg muss den Krieg ernähren – so lautete die Formel dafür.
Besonders günstig dafür waren die Verhältnisse im Italien des 14. und 15. Jahrhunderts, als sich in den Handelsstädten grosse Mengen Kapital ansammelten, die Städte also zu lukrativen Objekten bewaffneter Aggression wurden und gleichzeitig die städtischen Oberschichten wenig Lust verspürten, selbst Kriegsdienst zu leisten. Da auf dem Lande sowie durch Immigration hinreichend militärische Arbeitskraft verfügbar war, lag nichts näher als die Begründung eines zeitlich befristeten Beschäftigungsverhältnisses, einer sogenannten Condotta. Die städtischen Oberschichten liessen die ländlichen Unterschichten für sich fechten. Die freilich begriffen bald, welches Machtpotential und welche Einnahmemöglichkeiten ihnen dadurch zugeflossen waren. So wurde das Kriegführen zu einem lukrativen Geschäft: Mancher, der es als armer Schlucker begonnen hatte, brachte es zu behaglichem Wohlstand, und eine Reihe kleiner Landedelleute stieg als Condottieri zu Fürsten und Herzögen auf.
Es war die sukzessive Verteuerung des Militärapparats, die im Verlaufe des 16. und 17. Jahrhunderts dazu führte, dass die privaten Kriegsunternehmer, die Warlords der frühen Neuzeit, aus dem Kriegswesen allmählich verschwanden. Albrecht von Wallenstein war der letzte grosse Kriegsunternehmer, und der ist nach zunächst beachtlichen Erfolgen politisch gescheitert. Vor allem drei Faktoren für die kontinuierliche Verteuerung der Kriegführung sind zu nennen: die Entwicklung der Artillerie, deren Einsatz schlachtentscheidend wurde; die ständige Vergrösserung der Heere und das Erfordernis, Fusstruppen, Reiterei und Kanonen im Einsatz miteinander zu kombinieren; und schliesslich die Umformung der Fusstruppen in eine disziplinierte, taktisch geschulte Infanterie, die in langgezogenen Reihen zum Gefecht antrat und zunehmend auf den Gebrauch von Schusswaffen umgestellt wurde.
All das kostete Geld, und dieses Geld aufzubringen, war zunehmend nur noch der Staat in der Lage. Die Bereitstellung eines breit ausgelegten Geschützparks war privaten Kriegsunternehmern kaum noch möglich; die Grösse der Heere, dabei insbesondere die Einübung des gefechtsverbundenen Einsatzes der drei Waffengattungen, vor allem aber das Erfordernis einer lange währenden Exerzierausbildung der Infanterie liessen die Bereitstellung von Truppen immer teurer und damit das Kriegführen für private Kriegsunternehmer immer unattraktiver werden. Die im unmittelbaren Vorfeld eines Krieges angeworbenen Söldner wurden durch stehende Heere ersetzt. Krieg und Kriegsvorbereitung wurden so von der Amortisationslogik des Kapitals abgekoppelt.

Die waffentechnische Entwicklung der letzten Jahrzehnte dagegen weist in die entgegengesetzte Richtung. In vielen der neuen Kriege spielen nicht hochgerüstete Armeen die entscheidende Rolle, sondern eilends rekrutierte Milizen von Stammesfürsten oder Clanchefs, dazu bewaffnete Gefolgschaften von Warlords. Vor allem aber sind die Waffen der neuen Kriege billig, denn die werden vor allem mit leichten Waffen geführt, mit automatischen Gewehren, Antipersonenminen und auf Pick-ups montierten Maschinengewehren. Schwere Waffen kommen nur selten zum Einsatz, und wenn, so handelt es sich dabei um eine Art Restenverwertung von Waffenbeständen des Kalten Krieges. Während unter den Bedingungen symmetrischer Konfliktkonstellation allein die Vorbereitung eines Krieges, von seiner Führung ganz zu schweigen, immer teurer geworden ist, ist es den Strategen der neuen Kriege gelungen, die unmittelbare Kriegführung so billig zu machen, dass sie wieder ein vielversprechendes Geschäft geworden ist.
Das heisst freilich nicht, dass die gesamtgesellschaftlichen Kosten eines Krieges niedrig sind. Im Gegenteil: Die langfristigen Folgen innergesellschaftlicher Kriege, die Zerstörungen der Infrastruktur, die Verwüstungen des Landes, die Verminung der Strassen und Felder, das Heranwachsen einer Generation von Kindern, die nichts als Krieg und Gewalt kennen gelernt haben, haben immense Kosten zur Folge. Aber diese Kosten müssen nicht von den Protagonisten der Kriege getragen werden. Eine alte Formel aufgreifend, wird man sagen können, dass es den Warlords und Milizenchefs auf eine geradezu infame Weise gelungen ist, die Gewinne der von ihnen geführten Kriege zu privatisieren und deren Kosten zu sozialisieren. Dass dies möglich ist, hat mit dem Scheitern der Staatsbildungsprozesse in grossen Teilen der Dritten Welt zu tun.
In den sogenannten failed states gibt es keinerlei funktionierende Institutionen, die der Sozialisierung der Kosten Einhalt gebieten oder ihr doch Grenzen setzen könnten. Die Zivilbevölkerung und das Territorium, vor allem aber die darin zu fördernden Bodenschätze werden zur Beute dessen, der mit Hilfe seiner bewaffneten Anhängerschaft darüber die Kontrolle ausübt. So gräbt sich die von privaten Kriegsunternehmern forcierte Gewalt immer tiefer in die Gesellschaft hinein, bis schliesslich keine andere Rettungsmöglichkeit mehr besteht als die einer Intervention äusserer Mächte. Ob denen jedoch die Befriedung des Landes gelingt oder ob sie selbst zum Bestandteil des Krieges werden, der sich im Gefolge der Intervention und einer eventuellen Gegenintervention entwickelt, ist eine offene Frage. Angola, Kongo, Somalia, Afghanistan, die Kaukasusregion sind Ausrufezeichen hinter der Offenheit dieser Frage.
Es ist freilich nicht nur der Staatszerfall, sondern vor allem auch die Leichtigkeit des Andockens von Bürgerkriegsökonomien an die Kapital- und Warenzirkulationen des Weltmarkts, die den Krieg auf eigene Faust und eigene Rechnung so attraktiv hat werden lassen. Neben Erdölvorkommen und strategischen Rohstoffen, Erzen und Mineralien, Gold und Diamanten sind es vor allem illegale bzw. als illegal zertifizierte Güter, mit denen die Warlords ihre Kriege finanzieren und dabei nicht selten gewaltige Vermögen anhäufen. Vor allem der Handel mit Rauschgift hat sich als überaus lukrativ erwiesen, weil es in den wohlhabenden Ländern eine starke Nachfrage gibt.
Daran, dass sich der Krieg wieder lohnt, sind wir, die Wirtschaftssubjekte der OECD-Welt, nicht ganz schuldlos.

TERRORISMUS
Der Krieg, auf den sich Ost und West über vierzig Jahre vorbereitet haben, um ihn zu verhindern, war eine symmetrische Konfrontation, die immense Kosten verursacht hat. Etwas verkürzt kann man sagen, dass eine Seite dieses ununterbrochenen Rüstungswettlaufs, die Sowjetunion, an dessen Kosten gescheitert ist. Während die institutionalisierte Friedens- und Konfliktforschung noch damit beschäftigt war, die Rüstungswettläufe des Ost-West-Konflikts zu rekonstruieren und dessen Symmetrien exakt zu vermessen, ist es den Planern und Strategen der neuen Kriege gelungen, nicht nur aus der Rüstungsspirale, sondern überhaupt aus den Imperativen einer symmetrischen Kriegsvorbereitung und Kriegführung auszusteigen. Dieser bisher wenig beachtete Vorgang, der gewissermassen die Voraussetzung der beschriebenen Privatisierung des Krieges darstellt, könnte sich auf lange Sicht als folgenreicher und verhängnisvoller erweisen, als dies der Ost-West-Konflikt war. Die Asymmetrisierung des Krieges betrifft nämlich keineswegs bloss die Regionen mit sogenannten failed states, sondern sie hat in Gestalt des internationalen Terrorismus, namentlich den verheerenden Anschlägen vom 11. September 2001, inzwischen die Wohlstandszonen des Nordens erreicht.
Terroristische Anschläge sind Bestandteil einer Strategie asymmetrischer Kriegführung, die darauf abstellt, bei minimalem Eigenaufwand dem Gegner einen maximalen Schaden zuzufügen. Dieser Schaden besteht nicht nur in den unmittelbaren materiellen Zerstörungen, sondern vor allem in deren psychischen Folgen. Die Anschläge werden so geplant, dass die Druckwelle des Schreckens um ein Vielfaches grösser ist als die des zur Explosion gebrachten Sprengstoffs, und sie zielen inzwischen, im Unterschied zu Attentaten herkömmlicher Art, nicht auf bestimmte Personen oder Einrichtungen, sondern richten sich gegen die hochgradig verletzliche Textur moderner Gesellschaften, deren Funktionieren von Stimmungen, Erwartungen und Empfindungen in einer Weise abhängig ist, dass sie hier am folgenreichsten getroffen werden können. Um es zuzuspitzen: Die Strategen des Terrors haben herausgefunden, dass moderne Gesellschaften dort, wo sie am leichtesten anzugreifen sind, die schwersten Verletzungen erleiden.
Die Entdeckung, dass man einem Gegner, dem man militärisch nicht gewachsen ist, dennoch fühlbaren Schaden zufügen kann, ist nicht unbedingt neu. Abgekürzt wird man sagen können: Der Partisanenkrieg ist die defensive Form asymmetrischer Kriegführung; die offensive Form ist der internationale Terrorismus. Die Behauptungsfähigkeit von Partisanen beruht auf ihrer nachhaltigen Unterstützung durch die Zivilbevölkerung, die zum logistischen Rückgrat der Partisanenverbände wird und ihnen eine deutlich günstigere Relation zwischen der Gesamtzahl der Aufgebotenen und den in Kampfeinheiten zum Einsatz Kommenden ermöglicht. Darüber hinaus fungiert die Zivilbevölkerung als Tarnung und Deckung der Partisanen; mit ihrer Hilfe führen diese die Regulären in die Irre oder setzen sie vor der Weltöffentlichkeit ins Unrecht.
Was im Partisanenkrieg die (eigene) Zivilbevölkerung ist, ist für die international agierenden Terroristen die Infrastruktur des angegriffenen Gegners. Ihrer bedienen sie sich nicht bloss als logistischer Basis ihrer Operationen, sondern diese Infrastruktur wird zugleich so umfunktioniert, dass sie Waffenqualität bekommt. Von der Flugzeugentführung über Briefbomben bis zu Computerviren bietet sich hier eine Fülle von Angriffsmöglichkeiten, die zu nutzen relativ leicht und billig ist und mit denen ein maximaler Schaden verursacht werden kann. Dabei zielt die Attacke nicht oder allenfalls peripher auf den Militärapparat der angegriffenen Macht; sie richtet sich vor allem gegen deren Wirtschaftsleben. Die Strategen des Terrorkrieges suchen, um es in einem Bild auszudrücken, die Auseinandersetzung nicht an der gepanzerten Faust des Angegriffenen, wo sie chancenlos wären, sondern zielen auf die Nerven- und Blutbahnen, von deren Funktionieren nicht nur die Faust, sondern der gesamte Organismus abhängig ist.

VÖLKERRECHT
Der zwischenstaatliche Krieg ist also ein historisches Auslaufmodell, und womöglich sind dies auch die daran gebundenen, weil wesentlich an Staaten adressierten Normen des heutigen Völkerrechts. Während die Europäer im Augenblick noch versuchen, das bestehende Völkerrecht weiterzuentwickeln und es den veränderten weltpolitischen Konstellationen anzupassen, haben die Amerikaner damit begonnen, sich schrittweise davon zu verabschieden. Die Aufkündigung ihrer Mitgliedschaft in einer Kriegsverbrechen ahndenden internationalen Gerichtsbarkeit ist dafür ein Indikator, die Propagierung der Vorstellungen von gerechtem Krieg durch amerikanische Intellektuelle unterschiedlicher politischer Provenienz ein weiterer, die unilaterale Planung eines Militärschlags gegen den Irak ein dritter.
Der europäische Weg ist der Versuch, die unerlässlichen Minimalvoraussetzungen symmetrischer Politik wiederherzustellen, während der amerikanische selbst auf die Spur der Asymmetrisierung eingeschwenkt ist. Die Europäer versuchen, das fragil gewordene Gebäude eines in Europa entstandenen Völkerrechts mit einer Fülle von Reparaturmassnahmen zu stabilisieren; die Amerikaner dagegen neigen der Auffassung zu, dass das Gebäude nicht mehr zu retten ist. Welcher Weg der richtige ist, wird wesentlich davon abhängen, ob es durch einen auf Militärintervention und Wirtschaftshilfe gestützten Export von Stabilität in die von Staatszerfall betroffenen Gebiete gelingt, dort Minimalbedingungen von Symmetrie herzustellen. Territorial gebundene Staatlichkeit hat, wie schwach sie auch immer sein mag, den Effekt, dass die Verletzung zwischenstaatlicher Regeln und internationalen Rechts sanktionierbar ist. Dagegen sind Netzwerkorganisationen wie al-Kaida mit den üblichen Sanktionen nicht zu treffen, und selbst Militärschläge der herkömmlichen Art sind, wie sich in Afghanistan gezeigt hat, nur ansatzweise geeignet, das Netzwerk zu zerreissen und dadurch seine Funktionsfähigkeit nachhaltig zu beeinträchtigen.
Die Strategie der Europäer im Kampf gegen den internationalen Terrorismus besteht darin, durch die Wiederherstellung von Staatlichkeit, die in innergesellschaftlichen wie transnationalen Kriegen zerfallen ist, die Möglichkeiten für terroristische Netzwerke, sich zu verwurzeln, systematisch zu minimieren, um auf diese Weise die Existenz- und Operationsbedingungen von Terroristen zu beschränken. Die Amerikaner, die sich am Wiederaufbau staatlicher Strukturen in Afghanistan auch nicht ernstlich beteiligen, setzen dagegen offenbar auf einen lange dauernden, womöglich permanenten Krieg gegen terroristische Organisationen, die sie nach dem Prinzip des Zuschlagens und Verschwindens permanent attackieren, um deren offensive Fähigkeiten immer wieder einzuschränken. Dass ein solcher Krieg gewinnbar im Sinne von erfolgreich zu beenden ist, wird man bezweifeln dürfen. Es wäre ein Krieg an einer neuen “Barbarengrenze”, der immer wieder neu aufflackert.
Dass der europäische Weg, durch die Wiederherstellung von Staatlichkeit dem internationalen Terrorismus das Wasser abzugraben, für die Amerikaner nicht erfolgversprechend ist, bringen sie am deutlichsten im Gebrauch des Begriffs der “Schurkenstaaten” zum Ausdruck. Damit meinen sie die Staaten, denen sie vorwerfen, den internationalen Terrorismus verdeckt zu unterstützen, um auf diese Weise, da sie einen symmetrischen militärischen Konflikt zu führen nicht in der Lage sind oder einen solchen, wie der Irak, gerade erst verloren haben, ihrem politischen Willen doch noch gewaltsam Geltung zu verschaffen. Schurkenstaaten sind, nimmt man den Begriff ernst, Staaten, die verdeckt mit den Mitteln asymmetrischer Kriegführung agieren. Sie kassieren zweimal ab, weil sie die Prämien auf Symmetrie und Asymmetrie einstreichen wollen.
Werden die USA den eingeschlagenen Weg weitergehen, so werden sie den Irak, den sie 1991 noch mit Blick auf die regional stabilisierenden Effekte seiner staatlichen Existenz fortbestehen liessen, wohl angreifen. Das wird der Todesstoss für das jetzige Völkerrecht sein. Ein anderes Völkerrecht wird dann wohl an seine Stelle treten. Es wird keines zwischen prinzipiell Gleichen, sondern, wie die Rückkehr der Vorstellung von gerechtem Krieg zeigt, zutiefst asymmetrisch sein. Auch die Vorstellung vom Jihad, von einem heiligen Krieg, ist asymmetrisch. Sie ist die Ideologie blockierter Staatlichkeit.
Misslingt die Auflösung dieser Blockade, werden Asymmetrien zur weltpolitischen Signatur.