“Justiz im Irrtum”*
Über den Unrechtsstaat
Es ist für einen Autor nie erbaulich, mit der Tatsache konfrontiert zu werden, dass er notorisch missverstanden wird, dass Rezipienten sich selektiv jene Inhalte zu Gemüte führen, die ihre Vorurteile bestätigen,
dass man Botschaften heute gewissermassen mit dem Holzhammer einbleuen muss, dass die Bereitschaft, Unkonventionelles zur Kenntnis zu nehmen, gering ist, dass dafür umso mehr Böswilligkeit vorherrscht, die ihren grössten
Genuss im Denunzieren findet.
Denunziert wird alles, was anders ist, alles was man selbst nicht hat, alles was man selbst nie haben kann, alles was man im Grunde gerne selbst möchte, alles was Neid weckt, alles was anderen (aber nicht einem selbst) Lust
bereitet, alles was “verboten” sein könnte, alles was über das Prosaische des Broterwerbs hinausgeht, alles was nicht nach Lebenskampf und Not aussieht, alles was nach Freiheit und Glück riecht.
Sklaven hassen nichts mehr als die Freiheit. Wenn sie schon nicht frei sind, soll es niemand sein.
Genau diese Sklavenmentalität ist eine wichtige Zielscheibe meines publizistischen Bemühens. Wir leben in einer armen, farblosen Welt, deren “Glanzlichter” Normierung, Verdrängung und Tabuisierung heissen.
Kreativität, Ehrlichkeit, Originalität und Mut sind suspekte Eigenschaften in einer solchen Welt.
Die Website “Shamrock.ch” war bis 2005 zweigeteilt – ein Portal, das auf zwei Teile verwies.
Das Brisante an dieser Zweiteiligkeit war zweifellos der Umstand, dass meine Frau kein Problem damit hatte, ihre heilberufliche Homepage mit meinen “Sheriffiana” zu teilen. (Dies hat ihr ein Ausschlussverfahren des
Physiotherapie-Verbandes eingebracht.)
Die “Sheriffiana” verteidigten ja unter anderem, mit Worten und Bildern, Sex, Promiskuität, Männerrechte, Nudismus, die Rechte von Prostituierten.
Wie kann es sein, dass eine Ehefrau im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte solche Dinge akzeptiert? In aller Öffentlichkeit? Wieso fühlte sie sich nicht “in ihrer weiblichen Würde herabgesetzt” durch die
“The Sheriff’s Most Wanted”-Seite, die sie inmitten von unbekleideten jungen Frauen zeigte? Wieso protestierte sie nicht gegen die Textseite “Hedonistic Highs”, die meine schönsten Erlebnisse mit
Prostituierten festhält? Weshalb sind ihr die Shootings egal, die ich regelmässig mit Frauen, die um Dekaden jünger sind als sie, durchführe? Weshalb lässt sie sich nicht scheiden? Weshalb erschiesst sie mich nicht?
Die Antwort ist einfach: weil ich mit ihr erfolgreich kommuniziere.
Meine Frau und ich sind seit 35 Jahren ein Paar. Wir haben eine aussergewöhnlich gute Beziehung, und mit unserem gemeinsamen Webauftritt möchten wir vorleben, dass absolute Ehrlichkeit, Toleranz und Grosszügigkeit eine
Geschlechterbeziehung stärken. Wir glauben, dass es wichtig ist, dass Ehepartner einander Freiheit einräumen.
Wir sind der Überzeugung, dass eine Beziehung dann gut und dauerhaft ist, wenn Mann und Frau entschlossen sind, das eigene Glück als Glück des anderen zu begreifen.
Das tönt sehr altmodisch, ich weiss. Sehr antifeministisch. Und so ist es auch gemeint.
Mein Kampf für Verständnis zwischen den Geschlechtern ist auch ein Kampf gegen die Ideologie des Feminismus.
Zu diesem Thema habe ich schon vieles gesagt; in letzter Zeit – unter dem Eindruck der kritischen Rezeption der Site – auch auf Deutsch.
Geschlechterbeziehung und Feminismus – diese zwei Bereiche sind verknüpft mit einem weiteren: dem Problem des Staatsterrorismus. Warum? Ganz einfach deshalb, weil in den letzten Dezennien in weiten Teilen der Welt (Nordamerika,
Westeuropa, Skandinavien) der Feminismus zur gesellschaftlichen Leitdoktrin erhoben wurde.
Hinter unseren männerfeindlichen Gesetzen, den Hausdurchsuchungen wegen nichts, den “Sexismus”-Vorwürfen wegen nichts, den Verurteilungen wegen nichts, den Hetz- und Hasskampagnen gegen Männer, der
“Verwahrungsmentalität” und dem Gleichheitswahn steht immer das Dogma des Staatsfeminismus.
Ich bin der Meinung, dass die Ideologie des Feminismus unser Gemeinwesen, die Geschlechterbeziehung und das Verhältnis zwischen den Generationen in einem Ausmass zerstört hat, das noch nicht einmal zur Gänze absehbar ist.
Seit über 55 Jahren lebe ich nun in diesem Land, ich habe noch nie eine Straftat begangen, ich habe keine Vorstrafen, mir ist in über dreissig Jahren Fahrpraxis noch nicht einmal der Fahrausweis abhanden gekommen – aber ich
hatte schon zweimal das zweifelhafte Vergnügen, meine morgendlichen Routinen in Anwesenheit dreier Polizeibeamter erledigen zu müssen.
Warum? Weil ein Untersuchungsrichter irgendwo in der Schweiz “Verdachtsmomente” gesehen hat, die meine Person mit dem “Schwerverbrechen” Pornographie in Verbindung bringen könnten.
Bis vor knapp zwei Jahren gab es dieses Delikt überhaupt nicht; der Besitz von Pornographie war straffrei. Dafür gab es den Schutz der Privatsphäre.
Doch im Staatsfeminismus ist die Privatsphäre des Bürgers, vorab des männlichen, nicht so wichtig. Wichtig ist die Verbrechensverhütung, und dieses Ziel rechtfertigt jedes Mittel.
Auf meiner Homepage findet der geneigte Leser mehrere Beiträge, die sich kritisch mit dem Verhältnis des einzelnen zum Staat auseinandersetzen. Diese Problematik hat übrigens auch Horvath, meinen Diss.-Autor, zeitlebens
beschäftigt. Der “Kampf des Individuums gegen die Gesellschaft” war für ihn die zentrale politische Erfahrung seiner Zeit.
Kein Wunder – seine Zeit war eine Zeit äusserster Staatshörigkeit. Zuckmayer schreibt in seinen Erinnerungen “Als wär’s ein Stück von mir”: “Wir glaubten alles.” Dieser vielsagende Satz
verdient es, in diesem Zusammenhang zitiert zu werden. Wir haben ja heute auch wieder übereifrige Staatsanwälte, die jeden Gesetzestext für sakrosankt halten und denen Paragraphen wichtiger sind als Menschen.
Sehr bedeutsam scheint mir in diesem Kontext der Beitrag von Rebecca Hillauer zu sein. Sie schreibt:
“Präventivhaft für ‘Asoziale’
Die juristische Grundlage für die Einlieferung von ‘Asozialen’ ins KZ bildete der ‘Erlass über die vorbeugende Verbrechensbekämpfung durch die Polizei’ vom 14. Dezember 1937.
Ein Rundschreiben des Reichskriminalpolizeiamtes in Berlin präzisierte wenig später, dass auch jene Personen als ‘Asoziale’ inhaftiert werden sollten, ‘die zwar vielleicht noch nicht erwiesenermassen kriminell in
Erscheinung getreten’ seien, ‘aber erfahrungsgemäss Verbrecher werden’ könnten.”
Das Interessante an diesem Zitat ist der Umstand, dass wir heute, fast 70 Jahre später, wieder ein Präventionsstrafrecht haben! In der Schweiz!
Im Schuldstrafrecht wird derjenige bestraft, der eine Straftat begangen hat. Im Präventionsstrafrecht kann jeder prophylaktisch bestraft werden – wenn es irgendeinem Denunzianten gefällt.
Dies aber scheint mir ein eindeutiges Merkmal des Unrechtsstaates zu sein.
Ich persönlich bin nun zweimal wegen nichts bestraft worden und habe nur mit grosser Mühe meine unersetzlichen alten Macs vor der Beschlagnahmung retten können – dank der Menschlichkeit und des Verständnisses
der beteiligten Beamten.
Alle Anwälte, die ich im Anschluss daran konsultierte, sagten mir, dass ich grosses Glück (!) hatte; in Zürich oder Basel wäre ich in Handschellen gelegt worden, in meinem eigenen Haus, und die Beamten
hätten meine Macs mit Gewalt abtransportiert.
Was bedeutet diese Staatsaggression für mich?
Sie bedeutet folgendes: Die Schweiz ist für mich fortan ein Unrechtsstaat. Die Schweiz hat einen Patrioten verloren. Und sie hat einen Renegaten fabriziert: einen Menschen, der seinem Land den ungerechtfertigten
Übergriff auf seine Privatsphäre niemals vergessen und vergeben wird.
Wenn es eine Möglichkeit gäbe, die für diese Hausfriedensbrüche “Verantwortlichen” zur Rechenschaft zu ziehen und auf Schadenersatz zu verklagen, dann würde ich dies lieber heute als morgen tun.
Doch ich musste mir sagen lassen, dass meine diesbezüglichen Anstrengungen zum Scheitern verurteilt wären.
Ein Staat entschuldigt sich niemals. Nur ein Kohlhaas glaubt an Gerechtigkeit.
Ich schäme mich für kein einziges meiner Bilder auf den Festplatten meiner Computer; sie waren Teil meiner Privatsphäre und sind nie in irgendeiner Form öffentlich gemacht worden. Auch wenn sie all das enthielten,
was “der Gesetzgeber” in seiner ideologischen Verblendung als Ausgeburt verbrecherischer Lust definiert hat, würde mich das nicht kümmern.
Ich bin nämlich so uneinsichtig zu glauben, dass es mein Recht ist, in meinen eigenen vier Wänden das zu tun, was mir behagt. Solange ich den Hypothekarzins für mein Haus bezahle, möchte ich mich geborgen
fühlen können in meinem Reich, und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Was kommt wohl als nächstes? Ein Onanierverbot? Ein Denkverbot? Ein Fluchverbot? Ein Rauchverbot? Ein Hundeverbot? Oder muss ich mir in Zukunft die Ansprachen des Bundespräsidenten anhören? Wie zu Hitlers Zeiten?
Der BEOBACHTER vom 6. Sept. 2002 trägt den Titel “Freiheit verboten. Die Schweiz ertrinkt in einer Vorschriftenflut”. Ich habe den Leitartikel aus Zeitmangel noch nicht gelesen; aber ich muss ihn auch
nicht lesen! Ich weiss, dass der BEOBACHTER recht hat.
Der Staat schaut uns über die Schulter, der Staat bevormundet uns, der Staat will uns zu besseren Menschen erziehen – das sind schöne Zeiten.
Je absurder die Gesetzesflut wird, desto wichtiger werden Strategien des zivilen Ungehorsams. Es sind nachgerade Überlebensstrategien.
Ziviler Ungehorsam – dieses Thoreau-Wort ist heute wieder äusserst aktuell. Ich habe es zum Motto meiner “Sheriffiana” gemacht (“Disobey, Resist, Rise”).
Ungehorsam im Unrechtsstaat ist ehrenvoll. Anpassung und Feigheit sind ehrlos.
Manche Leute sprechen dem Bildmaterial, das ich auf meiner Homepage präsentierte, jeden kulturellen oder wissenschaftlichen Wert ab. Daraus schliesse ich, dass sie keine Zeile meiner theoretischen Texte gelesen oder verstanden haben.
Es gibt eine wissenschaftliche Disziplin namens Sexologie, und es gibt so etwas wie Begegnungskultur.
Einer der berühmtesten Sexologen der Neuzeit, Sigmund Freud, hat mit seinen für die damalige Zeit äusserst radikalen und unorthodoxen Arbeiten zum Sexual- und Paarverhalten Neuland betreten und sich zahlreiche Feinde
geschaffen und bei etlichen seiner Kollegen Missbilligung und Hohn geerntet; heute ist er eine Ikone der Wissenschaftsgeschichte. Wie Newton oder Einstein.
Doch einige Leute scheinen zu glauben, dass es die Aufgabe der Gerichte ist, den wissenschaftlichen Fortschritt zu regulieren. Dass Staatsanwälte Kunst und Literatur normieren sollten.
Dass es die Aufgabe des jeweils herrschenden Systems ist, das Denken zu zensieren.
Diese Leute sind vermutlich auch der Ansicht, dass Galilei hätte verbrannt werden müssen. Schliesslich hatte er die Unverfrorenheit, zentrale Dogmen seiner Zeit öffentlich in Frage zu stellen. Darauf stand der Tod auf
dem Scheiterhaufen.
Und zweifellos gehen diese Leute mit den Taliban darin einig, dass der Staat seine Rolle als Sittenwächter mit unerbittlicher Konsequenz wahrzunehmen habe. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Und wie steht es mit der Begnungskultur? Ich kämpfe für Ehrlichkeit in der Geschlechterbeziehung, für Verständnis zwischen den Geschlechtern und Generationen, gegen staatliche, kirchliche und feministische
Bevormundung, gegen Puritanismus und Sinnesfeindlichkeit.
Nehmen wir die “Joy Givers”, eines meiner Lieblingsprojekte. Hier gibt es ein Bild, das allen Shootings gemeinsam ist: die Photo mit der Bücherwand im Hintergrund. Dieses Bild zeigt, dass das Model in meinem Haus war und
dass es Vertrauen zu mir hatte. Es wäre viel leichter, die Shootings in einem Hotelzimmer durchzuführen. Gerade das aber will ich nicht.
Es geht mir nämlich auch darum zu zeigen, dass ich mit Frauen, die um Jahrzehnte jünger sind als ich, erfolgreich kommuniziert habe – nicht um damit zu prahlen, sondern um anderen Männern Mut zu machen.
Nicht wenige Männer meines Alters leiden unter Depressionen oder geben sich gar den Freitod, weil sie sich als “biologischen Ausschuss” betrachten, weil sie denken, bei jungen Frauen keine Chancen mehr zu haben, weil es
sie anwidert, ständig von verblühten Gesichtern umgeben zu sein, weil sie es satt haben, von jungen Frauen nur Spott und Zurückweisung zu ernten. Weil sie unter der Inkongruenz zwischen ihren Bedürfnissen und ihrem
vermeintlichen “Marktwert” leiden.
Ich plädiere dafür, die Komplementaritäten zwischen den Generationen neu zu entdecken, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen uns Männer ganz anders sehen, als wir uns selbst sehen!
Die spärlich behaarten Stellen an den Schläfen, die mich jeden Morgen ärgern, sind für irgendeine junge Göttin überhaupt nicht wichtig; dafür legt sie Wert darauf, dass ich sie wie eine Frau behandle,
nicht wie eine Prostituierte. Dass ich ihr ab und zu eine Telephonkarte kaufe. Dass ich ihrer Mutter Blumen schicken lasse zum Geburtstag. Dass ich ihre Selbstzweifel zerstreue und ihr Mut mache und sie von ihrer schönsten Seite zeige.
Dass ich sie zum Lachen bringe. Dass ich mit ihr über alles, was sie bedrückt (und das sind vor allem Männer, die es nicht verdienen, einen jungen Frauenkörper berühren zu dürfen), rede.
Wenn ich sie aufrichte, richtet sie mich auf.
“Ich bin nützlich”, schreibe ich deshalb in meinen “Aphorismen und Betrachtungen” [Teil 3]. Und diese Erkenntnis macht mir – und hoffentlich auch anderen – Mut.
In “meiner” Dekade, den siebziger Jahren, war der Staat ein gutmütiger und liebenswerter “Nachtwächterstaat”; jetzt, dreissig Jahre später, haben wir einen aggressiven feministischen Bevormundungsstaat.
Die Intransigenz seines Wahrheitsanspruchs weckt Erinnerungen an andere Epochen staatlicher Unterdrückung, zum Beispiel den McCarthyismus. Nur ist der Erzfeind jetzt nicht mehr der Kommunist; wir haben einen neuen Staatsfeind:
den Mann. Den potentiellen Unhold. Den potentiellen Kinderschänder.
Ich schäme mich für mein Land und sein feiges Anpassertum. Ich schäme mich für unsere falschen Gesetze, für die feministischen Fehlleistungen der letzten Jahrzehnte, für unsere medienhörigen Politiker,
für unsere rückgratlosen Richter, für unsere schmutzversessenen Medien, für das Unrecht, das Menschen in diesem Land jeden Tag “im Namen des Gesetzes” angetan wird.
Was ist das für ein System, in dem “Freigesprochene” alles verlieren – ihre Karrieren, ihren Ruf, ihre Freunde!
Prof. Stricker, ein hochqualifizierter, in den USA ausgebildeter Informatiker, ist kürzlich zum zweiten Mal freigesprochen worden, von einem lächerlichen Bagatellvorwurf notabene. Resultat: Er sitzt zu Hause und verfasst
Bewerbungsschreiben. Aber weder die ETH noch irgendeine andere Uni wird ihn einstellen – weil das Strafverfahren an sich ihn stigmatisiert und ausgegrenzt hat. Für immer.
Doch, wer weiss, vielleicht entdeckt er ja schon bald seine Berufung zum Taxichauffeur ...
Ich schäme mich, Schweizer zu sein.
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