Der jungen Kollegin, die mich nach der Verbandssitzung vom 24. November 2003 inständig bat, meinen Teil von “Shamrock.ch” von jenem meines Mannes zu trennen (“Bitte bitte bitte, ich flehe dich an ...”), möchte ich an dieser Stelle meine Antwort geben:

Erstens ist die inkriminierte Homepage ein Portal.
Auf einem Portal können völlig heterogene Inhalte präsentiert werden. Auf “iSurf” zum Beispiel finden sich Kochrezepte neben Schwulen-Foren, Flirt-Sites neben Reisetips, tagespolitische Themen neben Behinderten-Infos etc.
Zweitens habe ich auch als verheiratete Frau ein Recht auf Autonomie. Ich bin nicht als Anhängsel meines Mannes auf “Shamrock.ch” – und schon gar nicht als Opfer, wie einige meiner Kolleginnen anzunehmen scheinen –, sondern als eigenständige und selbstbewusste Frau, die sehr genau weiss, was sie tut.
Drittens halte ich nichts von dem, was mein Mann auf seiner Homepage präsentiert, für  sittlich fragwürdig oder gar ungesetzlich.
Schreiben heisst Grenzen ausloten, Tabus in Frage stellen, Denkanstösse liefern. Schriftsteller müssen radikal sein; wenn sie es nicht sind, dann sind sie Buchhalter des Bestehenden. Sklaven der herrschenden Ideologie. Staatsdiener.
Für fragwürdig halte ich lediglich das Vorgehen des SPV, am Physioverbandsabend aus dem Zusammenhang gerissenes und unkommentiertes Bildmaterial vom Homepage-Teil meines Mannes zu präsentieren. Es wurde ja nicht einmal versucht, den Anwesenden einen repräsentativen Querschnitt des “Sheriffiana”-Bereichs vorzulegen; man begnügte sich mit einer höchst tendenziösen Auswahl.
Meine Kollegen hatten sodann keine Möglichkeit, die explanativen Texte und Projektbeschreibungen vorgängig zu lesen, denn der Name unserer Homepage wurde bis zum Versammlungstag geheimgehalten. Natürlich um mich zu schonen. Das ist zweifellos die – heuchlerische – offizielle Begründung. In Tat und Wahrheit ging es den zuständigen Stellen wohl eher darum, den Mitgliedern die detaillierten Stellungnahmen, die mein Mann und ich verfasst haben (“This Club Sucks”), vorzuenthalten. Diese Texte hätten die haarsträubenden Fehler der Blauen Kommission ins Licht gerückt.

Dieses Vorgehen der Verantwortlichen war genauso indiskutabel wie das ganze Verfahren gegen mich. Es hat mir – ein weiteres Mal – vor Augen geführt, zu was der SPV inzwischen geworden ist: zu einem medienhörigen, reglementierungswütigen und mit sich selbst beschäftigten Verein, der das Patienwohl schon längst von seiner Prioritätenliste gestrichen hat und sich nur noch mit Image- und Statusfragen befasst.
Dahinter verbirgt sich m. E. ein gravierender Mangel an Selbstbewusstsein.
Physiotherapeutinnen sind nicht Prostituierte, nur weil sie unter anderem auch Massagen anbieten und manchmal sogar den einen oder anderen Patienten berühren müssen. Wir sind auch nicht Medizinalpersonen minderen Ranges. Wir betreiben kein “liegendes Gewerbe” (Dr. Drool, Staatsanwalt), das jeden Tag aufs neue um gesellschaftliche Anerkennung ringen muss.
Wir Physiotherapeuten erfüllen eine wichtige Aufgabe im Gesundheitswesen; unzählige Menschen verlassen sich auf unsere Kompetenz, Einfühlung und Professionalität.
Ich bin stolz auf meinen Beruf und liebe meine Arbeit – auch wenn sie mit Erotik nicht das Geringste zu tun hat.